Wer im Sommer 2025 hier in Eimsbüttel an unserem Laden vorbeiläuft, bleibt stehen. Erst skeptisch, dann lächelnd, dann diskutierend. In unserem Schaufenster steht eine Eisdiele – allerdings ohne Vanille, Haselnuss und Stracciatella. Stattdessen: Wut. Verzweiflung. Einsame Momente. Schuldgefühle. Innere Leere. Frieden. Erleichterung. Liebe. Nostalgie. Hoffnung. Mut. Gelassenheit.
Klingt wie ein Gefühlsplot-Twist am Straßenrand? Genau so ist es gemeint.
Wir von Vergiss Mein Nie haben die „Gefühlseisdiele“ gebaut, weil sie etwas Banales (Eis) mit etwas Komplexem (Gefühle in Trauerprozessen) kurzschließen wollten. Nicht, um Schmerz kleinzureden, sondern um die Berührungsängste abzubauen. Trauer ist kein eindimensionales Schwarz. Sie ist ein Farbverlauf, ein Mischpult, ein Becher mit mindestens drei Kugeln.
Was ist die Gefühlseisdiele – und warum hilft sie im Umgang mit Trauer?
Gefühle haben eine Textur. Manche sind kristallkalt und klar (Frieden), andere zäh wie Kaugummi (Schuldgefühle), wieder andere knistern wie Brausepulver (Hoffnung, an guten Tagen). In der Praxis erleben wir, dass Menschen überrascht sind, wie gleichzeitig widersprüchliche Zustände auftreten: Erleichterung und Traurigkeit, Liebe und Wut, Mut und innere Leere. Diese Mischung erleben wir häufig in der Trauerbegleitung.
Unsere Eisdiele übersetzt diese Erfahrung in eine Alltagsszene, die jede\*r versteht und macht so Trauerprozesse sicht- und besprechbar – jenseits klassischer Trauerarbeit. Sie lädt ein, über sich zu sprechen, ohne gleich das große Wort „Trauer“ in den Mund nehmen zu müssen. Und sie macht neugierig auf Kombinationen: Wie schmeckt Hoffnung mit einem Hauch Nostalgie? Was passiert, wenn auf Wut plötzlich Akzeptanz rieselt?
Psychologisch ist das keine Spielerei. Wer Gefühle findet und benennt, sortiert innere Vorgänge – und nimmt oft ein wenig Druck heraus. Sprache ist in diesem Sinne ein Löffel: Sie hilft, Häufchen zu machen. Das ist ein zentraler Schritt in der Trauerverarbeitung.
Wie die Gefühlseisdiele Trauer sichtbar macht – mitten im Alltag
Unsere Gefühlseisdiele ist quietschbunt und bewusst nah an der Logik echter Eiskarten. Es gibt Kugeln, Toppings, Saucen – und fertige Becherkreationen. Menschen bleiben davor stehen, zeigen, lachen, werden ernst. „Heute wäre ich wohl Gelassenheit mit einem Schuss Schuldgefühle“, sagt jemand. Eine andere Person: „Ich nehme Mut. Doppelt.“ Genau das möchten wir: ins Gespräch kommen, spielerisch, würdevoll, ohne Zwang – und Trauer als Teil des Alltags sichtbar machen.
Jede Mischung erzählt eine Geschichte. „Dunkle Materie“ klingt paradox? Genau das ist der Punkt: Wer innere Leere spürt, braucht oft besonders viel Mut, und Wut ist manchmal nur die hörbare Oberfläche eines stillen Lochs.
Zu verspielt? Warum Trauerarbeit mehr Leichtigkeit verträgt
Wir hören die Frage häufig – und antworten: Gerade deshalb. Ernsthaftigkeit ohne Zugang macht stumm. Spiel kann Türen öffnen, ohne den Inhalt zu verraten. Unser Schaufenster trivialisiert nicht. Es normalisiert. Es zeigt: Auch schwere Gefühle sind Teil menschlicher Erfahrung, sie kommen in Mischungen, sie sind veränderlich, genau wie Trauer selbst sich oft in widersprüchlichen, wechselnden Gefühlen zeigt – und du darfst darüber sprechen.
Nebenbei bringt die Eisdiele einen Effekt, den wir lieben: Fremde reden miteinander. Paare diskutieren. Kinder fragen kluge Fragen. Und Erwachsene merken: „Ich bin mit meinem Becher nicht allein.“ Und genau das ist ein erster Schritt in Richtung offener Trauerkultur.
Wie die Gefühlseisdiele beim Trauern hilft – ein Bild für viele Gefühle
Trauer ist Beziehung in Bewegung. Sie hört nicht auf, sie verändert ihr Aggregat. Heute „Hoffnung mit Nostalgie“, morgen „Gelassenheit mit einem Tropfen Scham“, übermorgen „Wut pur“, und dann wieder „Liebe, immer Liebe“. Unsere Eisdiele macht sichtbar, was in Begleitungen oft geschieht: Wir sortieren, benennen, probieren – und entdecken, dass manches anders schmeckt als gedacht.
Es geht nicht darum, das „richtige“ Gefühl zu haben. Es geht darum, dem Gefühl, das da ist, einen Löffel und einen Namen zu geben.
Gefühle im Arbeitsalltag: Warum Trauer auch im Team Raum braucht
Emotional literacy ist kein Privatvergnügen sondern Teil einer modernen Trauerkultur und psychologisch sicheren Arbeitsumgebung. Teams, die Gefühle differenziert benennen können, treffen bessere Entscheidungen, kommunizieren klarer und helfen einander klüger durch Krisen. Unsere Gefühlseisdiele eignet sich deshalb auch als Einstieg in Workshops zu Trauerkultur, psychologischer Sicherheit und Führung in stürmischen Zeiten – und sensibilisiert für einen offenen Umgang mit Trauer im Arbeitskontext.
Wenn ihr wollt, kuratieren wir eure eigene Eiskarte: Welche Sorten tauchen in eurem Arbeitsalltag auf? Wo würdet ihr Akzeptanz als Topping brauchen – und wo muss die Sauce „Überwältigung“ endlich vom Tisch? Sprecht uns an, wir haben nämlich auch ein breites Angebot für Unternehmen.
Wie sich Trauer verändert – und unser Schaufenster mit ihr
Es ist unser bisher erfolgreichstes Schaufenster nach den „How to Umarmung“, der „Inneren Tiefsee“ und der „Trauerwegmachmaschine“ – und bleibt doch nicht für ewig stehen. Alle acht Wochen wechseln wir die Inszenierung. Neue Details, neue Kreationen, immer derselbe Kern: niedrigschwellige Neugier auf das, was in uns los ist. Vor allem, wenn es in uns dunkel ist – und wir damit zeigen: Trauer darf sichtbar sein, im Stadtraum, im Alltag, im Gespräch. Wenn du regelmäßig vorbeikommst, erlebst du, wie die Trauer und ihre Gefühlswelten wachsen, schrumpfen, sich drehen – und so verständlicher werden.
Trauer zum Anfassen: Was deine Eiskarte erzählen will
Wenn du das nächste Mal bei uns in Hamburg Eimsbüttel vorbeikommst, bleib eine Minute stehen. Lies die Karte, such dir dein Eis aus, verhandle mit dir selbst. Manche nehmen "Mut" gleich doppelt, andere bestellen „Gelassenheit to go“ und merken: Die schmilzt langsamer, wenn man sie teilt.
Mach dir einen Termin mit uns, wenn du reden willst. Wir nehmen uns Zeit. Wir übersetzen Gefühle in greifbare Worte – und Worte in Entlastung. Hier auf unserer Website findest du all unsere Angebote.
Und falls du tiefer einsteigen willst – privat oder mit deinem Team – sprich uns an. Wir beraten, begleiten, gestalten Workshops. Mit Hirn, Herz und, ja: mit einer Eiskarte, die Gefühle lesbar macht.