Blumen & die nonverbale Kommunikation
Blumen sind viel mehr als hübsche Pflanzen mit Frisur und Make-Up. Sie sind ein Code, ein florales Morsealphabet der Emotionen. Eine Rose? Liebe. Eine Sonnenblume? Optimismus pur. Vergissmeinnicht? Eine sanfte Melancholie mit eingebautem Wiedererkennungswert.
Doch ihr Einfluss geht tiefer als Symbolik allein. Blumen haben echte Wirkung auf unser Innenleben:
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Optische Stimulanz: Wer Blumen anschaut, fühlt sich besser – das ist kein Aberglaube, sondern bewiesen. Bereits zehn Minuten zwischen Blüten können Puls und Stresslevel senken.
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Aromatherapie: Düfte wirken auf direktem Weg ins limbische System. Lavendel beruhigt, Jasmin macht heiter, Rosenöl lässt uns durchatmen. Ein Duft (wenn er uns gefällt) ist wie eine emotionale Abkürzung zur Seele.
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Farbpsychologie: Farben beeinflussen unsere Stimmung. Gelb macht wach, Blau entspannt, Lila erhebt. In der Trauerfloristik geht’s deshalb nicht nur um Ästhetik – sondern um emotionale Architektur.
- Heilwirkung: Viele Blumen sind auch Heilerinnen. Kamille besänftigt, Ringelblume wirkt entzündungshemmend, Baldrian hilft beim Einschlafen. Man nennt das „Botanik mit Nebenwirkungen – im besten Sinne.“
Selbst Blumen pflücken – voll gut
Blumen selbst zu pflücken ist ein floraler Spaziergang für die Seele. Man muss nichts kaufen, nichts denken, nichts planen. Nur schauen, riechen, wählen – mit allen Sinnen. Es ist eine Einladung an das Hier und Jetzt. Ein Selbstgespräch mit der Natur, bei dem sie meistens die besseren Argumente hat.
Der selbst gepflückte Strauß ist ein Unikat – keine Kopie, keine Massenware. Er ist unperfekt, er ist eigen. Er erzählt eine Geschichte: „Ich war draußen. Ich habe an dich gedacht. Ich habe Schönheit gesehen – und mitgebracht.“
Warum Blumen das ideale Trauergeschenk sind
Schenken ist eine Kunst. Manchmal eine Wissenschaft. Und – wenn wir ehrlich sind – manchmal auch ein kleines Mysterium mit großer Wirkung. Warum freuen wir uns so sehr über Geschenke? Warum fühlt sich ein kleines Zeichen der Zuneigung manchmal an wie ein Sonnenstrahl mitten im November? Psychologinnen und Psychologen haben darauf viele Antworten – von Glückshormonen, die durch liebevolle Gesten in Wallung geraten, bis hin zu evolutionären Erklärungen, laut denen Geschenke den sozialen Kitt unseres Zusammenlebens bilden.
Doch was geschieht, wenn wir etwas verlieren? Wenn da plötzlich nichts mehr ist? Trauer ist in gewisser Weise das Gegenteil von Schenken – es ist der Zustand des Mangels. Eine emotionale Inventur, bei der man feststellen muss: Ein geliebter Mensch fehlt. Alles wirkt grau. Als hätte jemand die Sättigung aus dem Leben gedreht. Blumen können diesen Verlust nicht rückgängig machen – aber sie bringen Farbe zurück. Sie sind kleine Farbtupfer der Hoffnung, botanische Boten, die flüstern: „Es gibt noch Schönheit. Noch Leben. Noch Verbindung.“
Blumenideen für populäre Trauergefühle
Manchmal sind Gefühle so groß, so unübersichtlich oder schmerzhaft, dass Worte nicht mehr reichen. In solchen Momenten übernehmen Blumen das Sprechen. Jede Farbe, jeder Duft, jede Blüte kann eine bestimmte Stimmung spiegeln, Trost spenden oder einfach leise Begleiter durch die Trauer sein. Hier findest du eine Auswahl an floralen Impulsen für verschiedene Gefühlslagen, die in der Trauer auftauchen können:
Schmerz – Wenn das Herz weh tut
Wenn ein Verlust sich wie ein tiefer Schnitt anfühlt, können sanfte Farben wie Pastellrosa oder zartes Apricot wie ein Pflaster für die Seele wirken. Kamille beruhigt – nicht nur den Magen, sondern auch das Innere. Und das Vergissmeinnicht flüstert leise: „Du bist nicht allein.“ Der Duft von Rose und Lavendel schenkt Geborgenheit inmitten der Unruhe.
Kummer – Die stille Traurigkeit
Kummer ist wie ein grauer Schleier, der sich über alles legt. Blau- und Violetttöne helfen, zur Ruhe zu kommen. Baldrian und Lavendel wirken wie kleine Atempausen für das Nervensystem. Jasmin und Veilchen geben dem inneren Seufzer eine zarte Stimme – sie umhüllen das Herz, ohne es zu überfordern.
Verzweiflung – Wenn nichts mehr Sinn ergibt
Verzweiflung fühlt sich oft an wie ein tiefes Loch. Weiße und grüne Blüten können wie ein Lichtschimmer am Grund dieses Lochs wirken. Zitronenmelisse und Johanniskraut bringen Hoffnung in das Dunkel zurück, während Myrte und Orangenblüte das Herz sanft an eine Zukunft erinnern, die gerade noch unvorstellbar scheint.
Wut – Der Sturm im Inneren
Wut in der Trauer ist nicht selten. Sie will gehört werden, nicht unterdrückt. Blau und Grün schaffen Balance, wirken kühlend und klärend. Minze und Baldrian helfen, die aufgewühlten Emotionen wieder in ruhigere Bahnen zu lenken. Der frische Duft von Zitronenmelisse und Eukalyptus wirkt wie ein klarer Gedanke mitten im Chaos.
Schuld – Wenn der innere Richter laut wird
Schuldgefühle können lähmen. Hier helfen die Farben Weiß (für Klarheit) und Lila (für Versöhnung). Lavendel beruhigt den inneren Monolog, Salbei symbolisiert Reinigung – körperlich wie seelisch. Rose und Myrte sprechen direkt zum Herzraum: „Du darfst loslassen.“
Angst – Wenn das Morgen ungewiss scheint
Angst in der Trauer zeigt sich oft leise, aber hartnäckig. Blau und Weiß vermitteln ein Gefühl von Weite und innerer Ordnung. Melisse und Lavendel beruhigen und zentrieren, während Kamille und Orangenblüte wie sanfte Hände sind, die sagen: „Du bist sicher.“
⚠ Hinweis für Allergiker:Kamille, Lavendel und Jasmin können Allergien auslösen. Wer empfindlich ist, sollte alternative Blumen wählen – die Natur hat genug auf Lager.
Blumentränen: Ein Geschenk für die Zukunft
Unsere Blumentränen – kleine Samenkugeln in Tränenform – sind mehr als ein Trauergschenk. Sie sind ein Versprechen. Dass aus Trauer neues Leben wächst. Dass Erinnerung blühen kann. Dass Schönheit zurückkehrt. Man kann sie bei der Zeremonie verteilen oder später einpflanzen. Und irgendwann – wenn die Zeit reif ist – zeigen sich Farben, Formen, Düfte, Hoffnung.
Blumenpflücken mit Trauernden - oder: aus Versehen meditieren
Blumenpflücken kann ein gutes Ritual für Trauernde sein. Eine stille Zeremonie, die Trost spendet und Gedanken ordnet. Hier sind vier Aspekte, die du anwenden kannst:
Loslassen Mit jeder Blume ein schwerer Gedanke, der sich lösen darf.
Dankbarkeit Wähle Blüten, die dich positiv ansprechen, selbst wenn sie verknickt oder dornig sind.
Hoffnung Frische Knospen stehen für einen Neuanfang - wenn sie bereit sind.
Innerer Trost
Farben wie Lavendelblau beruhigen und umarmen dich leise von innen.
Natürlich sind Blumen nicht jedermenschs Sache - und ganz abgesehen vom Umweltaspekt. (Deswegen selbst einsähen und pflücken!) Aber Blumen sprechen, wenn Worte fehlen. Sie drücken aus, was wir nicht in Sätze fassen können. In ihnen steckt Trost, Erinnerung, ein stilles „Ich bin da.“ Und sie erinnern an den Kreislauf des Lebens: Blühen. Vergehen. Wiederkommen.
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Anemone Zeim Anemone Zeim ist Gründerin von Vergiss Mein Nie und schreibt hier über das, was bleibt, wenn das Leben einen Punkt macht – oder manchmal nur ein Komma. Sie bewegt sich elegant zwischen klugen Fußnoten, wildgewordenen Gedanken und poetischen Bauchgefühlen. Ihre Texte reichen von tiefgründig bis augenzwinkernd, von philosophisch bis frech. Was sie erlebt, entdeckt oder einfach absurd findet, landet oft zwischen den Zeilen – und manchmal mitten ins Herz. Anemone glaubt daran, dass Trauer mehr kann als traurig sein – nämlich verbinden, verwandeln und manchmal sogar ein kleines bisschen glitzern. |