Trauerschmerz rausatmen: So geht's - Vergiss Mein Nie

Trauerschmerz rausatmen: So geht's

Wer zu uns in die Trauerberatung kommt, bekommt ganz gerne auch mal eine Hausaufgabe. Weil es eben auch Sicherheit gibt, zuhause etwas tun zu können. Eine meiner liebsten Übungen stelle ich euch hier einmal vor.

Atmen ist Leben Durch das Atmen können wir schwere Gefühle lindern. Emotionen nehmen uns die Luft: Vor Angst stockt uns der Atem, wer trauert, atmet ganz flach, mit einem Kloß im Bauch kann der Atem nicht mehr frei fließen. Unser Körper zeigt uns sehr deutlich, wie stark unsere Gefühle unseren Atem beeinflussen. Dabei ist der Sauerstoff unsere Lebenkraft, ja fast mit einer reinigenden Wirkung.

Durch bewusstes Atmen kann man emotionale Blockaden lösen. So wie eine werdende Mutter instinktiv unter Wehen tief und kraftvoll zu atmen beginnt, kann man auch Zustände wie Trauer durch tiefes Atmen mildern. Entscheidest du dich für's Atmen, entscheidest du dich für das Leben. Und einen weiteren Vorteil hat das Atmen: Du kannst es wirklich jederzeit und überall machen.

Auch um 4 Uhr morgens. Es lenkt den Verstand ganz hervorragend vom Grübeln ab Sauerstoff macht müde und gesund. Je öfter du es machst, desto einfacher wird es. Auch wenn es jetzt nichts für dich ist, kann es dir irgendwann sehr helfen.

 

36 x Lebenskraft

So geht's:

  • Körper entspannen, Augen schließen
  • Ohne besondere Anstrengung atmen.
  • Tief ausatmen.
  • Den Schmerz bewusst ausatmen.
  • Tief einatmen.
  • Die Lebenskraft bewusst einatmen
  • 36 x wiederholen

 

    Stopp das Gedankenkarussell

    Diese Basisvariante der Atemübung basiert auf Mary Burmeisters Jin Shin Jiutsu - Atemübungen. Ich selbst schaffe ganz selten alle 36 Atemzüge am Stück, weil ich einschlafe oder mich neue Ideen ablenken. Aber ich mag an der Übung, dass sie das Gedankenkarussell leer laufen lässt, weil sie die Aufmerksamkeit bindet. So kann das Bewusstsein und Unterbewusstsein entspannen. Gleichzeitig kann man etwas sehr aktiv tun: Viele meiner Klient*innen nutzen die Übung im Alltag, während sie eine Straße entlanggehen:

    • Tief ausatmen: Das Schwere darf gehen.
    • Tief einatmen: Das Leichte darf kommen.

    Die Sätze werden "laut" gedacht und können verändert und angepasst werden. Wichtig ist, dass etwas Schweres beim Ausatmen losgelassen wird, und das Neue mit dem Einatmen bewusst empfangen wird.

     

    Besser schlafen

    Sehr gut wirkt es beim Einschlafen. Wer Abends knallwach im Bett liegt, kann sich in den Schlaf atmen, störende Gedanken einfach wegatmen, Flashbacks und Bilder einfach ausatmen. Der laut gedachte Satz ist dann eher etwas wie:

    • Tief einatmen: Ich begrüße den Schlaf.
    • Tief ausatmen: Ich verabschiede den Tag.

     

    Atemvariante mit Herzpunkt

    Diese Basisatmung kann dann nach allen Regeln der Kunst verändert werden. Hier ist eine Variante, die Energiepunkte unter der Achsel miteinbezieht, weil sie stimmungsaufhellend wirken. Die Hände liegen dabei auf dem Herzzentrum, das Fühlen des Pochens des eigenen Herzens unterstützt die heilsame Wirkung des Atems.

    • Aufrecht hinsetzen oder flach liegen.
    • Mit der flachen rechten Hand 30 Sekunden die linke Achsel klopfen.
    • Mit der flachen linken Hand 30 Sekunden die rechte Achsel klopfen.
    • Dann die rechte und linke Hand übereinander auf den Brustkorb legen
    • Die Daumenspitzen berühren sich. Körper entspannen, Augen schließen
    • Ohne Anstrengung atmen
    • Ausatmen: Ich lasse den Schmerz raus
    • Einatmen: Ich lasse die Entspannung rein.
    • 36 x wiederholen, oder so lange man es kann.

     

    Gesund atmen

    Ich habe vor Jahren angefangen, für die Entspannung zu atmen und atme inzwischen auch in dieser Technik, wenn ich eine Erkältung bekomme oder sonst irgendwie angeschlagen bin. Ich atme das Halsweh raus und die Lebensenergie ein. Ich atme meine Müdigkeit aus und die Klarheit ein. Ich atme und atme und atme.

    Selten erreiche ich die 36 Züge, weil im Prozess einfach auch neue Gedanken entstehen und ich meine Geistesblitze und Erkenntnisse nicht wegschieben kann. Aber ich sehe die 36 Atemzüge auch nicht als Perfektionsübung, sondern als Mittel, den Verstand auf den Spielplatz zu schicken, damit das Unterbewusstsein neue Ideen entwickeln kann, wie es die Trauer verarbeitet, wie es das Halsweh heilt oder wie es mich fit macht.

     

    Atmen nervt

    Atmen kann sehr schlimm nerven. Ich bin nie ein Fan vom Atmen gewesen, ich bin von Natur aus ein Flachatmer, tiefes Einatmen war anfangs ganz furchtbar anstrengend für mich. Es klang esoterisch. Ich war ungeduldig mit mir. Aber jetzt ich bin jedesmal dankbar, wenn ich nachts aufwache und nicht wieder einschlafen kann, wenn ich mich an die Atemübung erinnere und mich dann müde atme. Oft ist der Schlaf dann richtig erholsam. Und dann merke ich wieder, wie es beides ist: bewusstes Atmen darf nerven und gleichzeitig super hilfreich sein.

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